Biografisches

In dem Bewusstsein, dass die ersten Lebensjahre außerordentlich bedeutsam sind für die spätere Entwicklung eines Menschen, beginne ich diesen individuellen Rückblick auf meinen Weg zur Kunst mit einer Würdigung meiner Mutter und ihrer Schwester.
Meine Mutter, Johanna Denkena-van Ophuysen, zog mit uns Kindern, Staffelei und Farben an den Deich der Leda (Ostfriesland), malte Bilder "mit viel Himmel"und wir Kinder spielten und versuchten, Aale zu fangen.
   Johanna Denkena     Anna von Ophuysen
Meine kinderlose Tante in Holland, Frau Anna Beekman-van Ophuysen lud mich (so wie alle ihre Nichten und Neffen) in den Ferien ein,  gab mir Leinwand und Farben und ging mit mir in den Wald oder in den Garten und vor den Spiegel und wir begutachteten ihre und meine "Werke".

Ich sammelte die Blätter des Kunstkalenders "Hyperion" meiner Mutter (vorwiegend Skizzen alter Meister), katalogisierte sie und kopierte viele. Meine Tante, Anna Beekman-van Ophuysen führte mich in die Museen ihres Landes (Nederlande) und schenkte mir ein Katalogwerk. Meine Mutter nahm mich mit zu Kunstausstellungen, vor allem zu denen des von ihr und dann auch mir sehr verehrten Paul Klee.

Die Musik, die meinem Vater sehr wichtig war, konnte nicht Lebensmittelpunkt werden, da mein ältester Bruder nach einer Hirnhautentzündung ertaubt war, und er sich beim häuslichen Musizieren nicht ausgeschlossen fühlen sollte. So besuchte ich zusammen mit meinem gehörlosen Bruder etliche Volkshochschulkurse in Ravensburg bei Herrn Kalbfell und ich gestand neidlos zu, daß mein Bruder zu besseren Ergebnissen im bildnerischen Gestalten kam als ich. Zum Abschluß des von mir nach einem Semester Psychologie/ Philosophie in Tübingen zunächst als "studium generale"gedachten Studiums an der Päd. Hochschule Reutlingen und nach einigen Holzdruck-Workshops bei Prof. Grimm, arbeitete ich bei Prof. Dr. Gaiser über den Stellenwert von Kitsch und Kunst in der kindlichen Entwicklung.

Die Aufgabe, meine eigenen Kinder zu begleiten, ergriff ich freudig. Die Frage, ob Beruf oder Familie meinen Lebensweg bestimmen sollte, beantwortete sich für mich durch zwei Bilder,die ganz nebenbei am Schreibtisch entstanden, als Ausprobieren neuer Stifte. Sie zeigten mir, daß die Hände, wenn sie unkontrolliert durch irgendein Wollen, aber in höchster Konzentration auf das gestalterische Geschehen tätig sind, als Übermittler innerer Wahrheiten wirken können. Mir dienten diese zwei Bilder als Entscheidungshilfe und ich legte den Schwerpunkt meines weiteren Lebens auf die Fürsorge für meinen Mann, unseren Sohn und unsere Tochter.

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Gerne fotografierte ich. Mein Mann richtete mir eine Dunkelkammer ein. Jetzt konnte ich meine Schwarz-Weiß-Fotos selber entwickeln, vergrößern, Abzüge, Ausschnitt machen. Auch dabei lernte ich "SEHEN".
Bei einer Tagung der Waldorfschulen 1976 in Stuttgart, die meine beruflichen und privaten Fragen aus der Sicht der Anthroposophie beleuchtete, und die bei mir etliche Einseitigkeiten, in die ich durch das damals sehr verkopfte Pädagogikstudium geraten war, ausgleichen konnte, hatte ich unter Leitung von Herrn Tittmann beim Arbeiten mit Kohle wieder das Erlebnis, daß das, was meine Hände da mit dieser neuen Technik (Kohle: Aus Grau wird Schwarz und Weiß) hervorbrachten, sehr viel mit mir zu tun hatte.

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Eine Bleistiftzeichnung, wieder "ohne Wollen" entstanden, (stehend, mich wärmend, das Papier auf unserem warmen Kaminofen) zeigte mir, daß in mir viel Trauer war über den Verlust der Gebärmutter. (Vordergründig schien ich diesen ganz gelassen hinzunehmen.)    
Gebärmutter Verlust 

Viele Übungen folgten. In den Bildern zeigte sich meine (von meinem Vater geerbte) Liebe zur Schönheit von mathematischen Kurven, die ich auch in der Natur wiederfand.
Ich versuchte, in den Bildern sowohl Spannung als auch Harmonie zu realisieren, (ein Bemühen, das sich sicher auch in der Gestaltung meiner Lebenswelt ausdrückte)
  




Herma Kohlebild 18

 

Viel Freude machten mir meine "Keimbilder“. Ich begann diese fast immer mit einer kleinen runden Form etwa in der Mitte des Bildes, die dann umfangen wurde und „wuchs“. Leider verwirklichte ich damals nicht die Idee, dieses Wachsen der Bilder durch Aufnahmen zu dokumentieren. In der Farbgebung war ich damals wohl noch recht unbeholfen und in der Formgebung war ich sehr streng und kontrolliert. Aber ich war vom Ergebnis damals so angetan, dass ich diese Bilder erstmals rahmte, in unseren Räumen an die Wände hängte und gerne damit leben konnte.

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Sitzend auf dem breiten Fensterbrett unseres (gemieteten) Hauses, mit herrlich weitem Blick >über die Landschaft, ergriff ich das auf dem danebenstehenden Schreibtisch liegende Konzeptpapier und einen x-beliebigen Stift und bedeckte das Papier mit schnellen unreflektierten Linien. Im Laufe der weiteren Übungen, mit Hilfe von Linien meinem Inneren näherzukommen, kristallisierten sich Kürzel heraus: u. a. das Auge ( Erkennen), die Hand (Tätigsein), der Busen (Liebe), die Verbindung nach oben (religio), der Versuch, das verbindende Band zu greifen (Gesellschaft), usw., die ich in meinem Alltag wiederfand.
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Diese Bilder waren eigentlich nur Erkennungs-, und damit Lebenshilfen und es war überhaupt nicht beabsichtigt, sie der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Aber es wuchs die Einsicht: Meine eigenen Bemühungen sind denen meiner Mitmenschen sehr ähnlich. Und: „Geistige Offenbarungen“ sind nicht Eigentum Einzelner, sondern sollten allen Menschen zugänglich und damit evtl. hilfreich sein, sollten mitarbeiten am „Gewebe der Zeit".

Nachdem mit der Zeit die Verpflichtungen der (durch einen Pflegesohn erweiterten) Familie gegenüber geringer wurden und ich mehr Freiräume erhielt, suchte ich die Gemeinschaft mit anderen künstlerisch schaffenden Menschen. Bei einer 10-tägigen Arbeitstagung in der Ebersberger Sägmühle bei Oberrot, die von Susanne Gerber organisiert und durch philosophische Gespräche erweitert wurde, fand ich solch eine Gemeinschaft in idealer Weise. Es entstanden u.a. unter der einfühlsamen Begleitung durch Heiner Knopf einige Eisenplastiken, die mir wieder zeigten:
Wenn man sich ganz dem Spiel mit den bildnerischen Mitteln hingibt, begegnet man seiner eigenen inneren Situation, kann sie von außen anschauen und "begreifen".

Bei der Suche nach Möglichkeiten, mit anderen künstlerisch interessierten Menschen zusammenzuarbeiten, stieß ich auf die Schwäbisch Haller Akademie der Künste und arbeitete dort mehrere Semester lang sehr intensiv.

Ich wurde stark beeinflusst von Michael Klenk,  der meine Malweise in seiner Aktmalerei-Klasse in völlig neue Bahnen lenkte. Die Linienführung wurde tastend, suchend, das Auftragen von Farbe mit der ganzen Hand befreite und ermöglichte freudiges Entdecken von Zufallsergebnissen. Die Forderung, sehr schnell zu arbeiten, hielt die Bilder in einem frischen unreflektierten Zustand und forderte höchste Konzentration auf das augenblickliche Geschehen auf dem Papier. Und schließlich erweckte die Aufforderung, die eigenen oder auch fremde Bilder rücksichtslos und doch feinfühlig zu übermalen, ein selbstbewußtes Umgehen mit dem, was schon ist und dem, was nun sein soll, was in meiner damaligen Situation sehr hilfreich war.

Hier einige Beispiele:

 

Werner Mönch  lehrte die Farbe. Gerne erkundete ich das Malen mit Eitempera und Tusche. Frei in der Themenwahl konnte ich bei ihm meine eigene intuitive Malweise mit der bei ihm gelernten Farbsensibilität verbinden. Er war es, der mir Hilfestellung gab bei meiner ersten Ausstellung außerhalb der Akademie (zusammen mit Peter Kurpiers und Beate Rauch.)

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Peter Guth, wie Michael Klenk Schüler von Schoofs, lehrte Holzschnitt und -druck. Er vermittelte einen freien und sensiblen Umgang mit dem Sujet und eine akkurate Technik. Gerne hätte ich auf dem von ihm gewiesenen Pfad weitergearbeitet, wäre da nicht der Geruch der Druckfarben, den ich nur mit Widerwillen ertragen konnte.

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Neben der Arbeit in der Akademie entstanden weitere Bilder:

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 Eine fruchtbare Zeit also, und doch musste ich in dieser Zeit auch lernen, daß Neid und Mißgunst die Szene der Kunstschaffenden vergiftet, dass (sicher notwendiges) kommerzielles Denken Seilschaften (vornehmlich männliche) entstehen läßt, und daß der Drang, wahrgenommen zu werden, über die Maßen groß ist.

Ich erfuhr, daß in meinem Geschlecht und in meinem Alter nur sehr schwer ein Weg in die öffentliche Anerkennung führen würde: Ein von einer Bank finanzierter Kalender zeigte nur die Arbeiten meiner jungen Kommilitonen, in dem richtigen und nachvollziehbaren Bemühen, den jungen Leuten am Beginn ihres Berufslebens den Weg zu ebnen. Diesen Kalender, der von der Bank verschenkt wurde, nahm ich gerne und "verarbeitete" ihn in einer Collage. Meine Enttäuschung, noch "bereichert" durch belastende Erfahrungen im Privatleben, läßt sich gut ablesen in dem Bild "Trauer". Richtig erleichtert fühlte ich mich aber erst, als auch das Bild "Wut" entstanden war.

Collage Trauer     Collage Wut

 Die erwachsenen Kinder verließen das Haus und ich konnte mir ein Atelier einrichten, in das ich mich jederzeit zurückziehen und in dem mein Arbeitsmaterial griffbereit liegenbleiben konnte.
Nun entstanden Bilder aus meinem geliebten familiären Umfeld; und, wenn erforderlich, auch wieder Innenwahrnehmungen, die klärend wirken konnten.

Manuel schlaeft

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Als im Mai 1997 in Schwäbisch Hall auf Initiative von Professor Wolfgang Bier und Michael Klenk der Kunstverein Schwäbisch Hall gegründet wurde, wurde ich gebeten, als Schriftführerin bei der Gründung mitzuhelfen. Gerne half ich,auch weiterhin. Leider wurde Wolfgang Bier schon 2 Jahre nach der Vereinsgründungsehr krank und starb bald darauf.Ich bedauerte es sehr, dass er sein gutes Gespür für künstlerische Qualitäten nicht mehr in die Vereinsarbeit einbringen konnte. Ich erlebe seitdem den anregenden und mühsamen Hintergrund für die Präsentation von zeitgenössischer Kunst und lerne Künstler mit den verschiedensten Ausdrucksformen kennen. Diese Tätigkeit ermöglicht es mir in noch gesteigerter Form, die Gegenwart aus dem Blickwinkel künstlerischen Tuns wahrzunehmen. Mein eigener Zugang zum Zeitgeschehen, zu Hintergründen und Entwicklungen wird damit erweitert und vor Verhärtungen bewahrt.

Sehr gerne begleitete ich dort als Kuratorin eine Ausstellung von Peter Guth, (dessen herausragende Größe mir bei einem Besuch seiner Ausstellung im Museum Schloß Moyland 1998 noch bewusster geworden war). Diese Ausstellung war von uns noch geplant für unseren alten Vereinsraum, die Hirtenscheuer, die wir liebevoll hergerichtet hatten und nun verlassen mußten. Peter Guth nahm natürlich auf den neuen Raum Bezug. Er zeigte unter dem Titel "Zeit-Räume" im Erdgeschoss eine alte Holzsäule, die vor Jahren gegen eine neue Säule ausgetauscht worden war und die er nun neben ihren alten Steinsockel neben die neue& Säule legte. In einem früheren Werk hatte Peter Guth mit dieser Säule als "Enkidu" (aus dem Gilgamesch-Epos) ebenfalls das Thema Tod und Leben reflektiert.

Als wir nach einer größeren Pause nun auch in unserer Galerie am Markt die Arbeiten der Künstler, die Mitglieder unseres Vereins sind, zeigen wollten, übernahm ich die Aufgabe, das zu organisieren. (2006: Thema "Schrift", 2008:Thema "Bewegung").

Anja Kempe begleitete ich als Kuratorin bei Ihrer Ausstellung "Säulenwald". Sie zeigte zwei Videos, und machte (ebenfalls) die Säulen des unteren Raumes zu ihrem Thema: Sie fotografierte die Säulen, vergrößerte sie und hängte die riesigen Banner mit den Säulen schräg in den Raum. Gigantisch, wie auch das Brüsseler Justizgebäude, das sie in ihrem Video vorstellte, zusammen mit einem Text von Sebald. Ich war froh, ihr, einer Preisträgerin der Kunststiftung Baden-Württemberg, diese Ausstellung zu ermöglichen und gleichzeitig dankbar, daß sie sich so kreativ mit unserem schönen Raum auseinandersetzte.

Bei dem Besuch auf Schloß Moyland 1998 begegneten mir auch die Arbeiten von Joseph Beuys. Sie beeindruckten mich tief. Ich verabschiedete mich von der starken Farbigkeit, die mir eine Zeitlang viel Freude gemacht hatte, und mir in meiner Selbstwahrnehmung so hilfreich gewesen war.

Durch "Zufall" erhielt ich 9 große Sperrholzplatten, (Abfall nach einem Messeabbau, 1,11m x 1,46 m) und ich fing an, nachdem ich sie weiß grundiert hatte, darauf "zu spielen". Schon bald nach Beginn (ich hatte die Flächen grundiert, beklebt und mit wenigen Linien gegliedert), hatte ich den Eindruck, das Bild sei fertig. Ich begann die zweite Platte zu bekleben, fand eine alte Japanlampe, die ich zerschnitt und einfügte, freute mich an dem idealen Rund und war auch hier, schneller als erwartet, "fertig". Als zu einer Mitgliederausstellung eingeladen wurde, wagte ich, diese beiden großen schweren und wenig bearbeiteten Bilder einzureichen und ich war selber überrascht, wie stark sie auch oder gerade aus großer Entfernung waren.

meine ersten großformatigen Collagen  
Herma Collage gross 2
Herma Collage gross 1
Die eigenen Kinder, meine ersten "kreativen Produkte“, machten mir Mut und legten es mir sogar als Verpflichtung auf, meine „Kunst“ auch in die Öffentlichkeit zu tragen. So gestaltete ich eine Einzelausstellung in Tauberbischofsheim im Rahmen der "KunstRegionBahn 2000" (organisiert von Hans Graef), und lieferte das Material für diese homepage, die mein Mann mit sachkundiger Hilfe unseres Sohnes, Andreas Walter, gestaltete.

Für die nächste Serie fand ich die Rückseiten von Zeichenblöcken. Auf diese Pappen klebte ich
verschiedene Seidenpapiere, sehr durchsichtig, diaphan, und "genoß die Wirkung." ( Die Lektüre von Jean Gebser "Ursprung und Gegenwart", die ich begeistert aufgenommen hatte, führte mich wohl hierher.) Doch ohne die schwarzen Anteile waren mir die Arbeiten zu ätherisch. Ich brauchte noch die kräftigen schwarzen Akzente. und auch das Rot. Inhaltlich schienen sie für mich so etwas wie ein Lebenslauf geworden zu sein.

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 Auf den großen Sperrholzplatten entstanden weitere Bilder. Daß das Packpapier und die Seidenpapiere (Verpackungsmaterial aus Schuhkartons),die ich verwendete, mit der Zeit verblassen würden, nahm ich wahr und akzeptierte es, ja, wurde sogar neugierig, wie sich die Bilder im Laufe der Jahre verändern würden.

Herma Collage gross 6     Herma Collage gross 4

Als ich für den Kunstverein 2006 die Mitglieder- Ausstellung kuratierte mit dem Jahres-Thema "Schrift", fand ich, nach näherem Hingucken, daß tatsächlich in dem letzten meiner großen Bilder Schrift zu finden war: Ich hatte wegen seiner passenden Brauntöne einen Teil eines früher mal ausrangierten verblichenen und eingerissenen Schutzumschlags um eine Rembrandtbiografie in mein Bild eingefügt. Nun schaute ich näher hin. Was stand denn darauf? Wenn ich das Bild einreichen wollte zur Ausstellung "Schrift" sollte ich das ja wohl wissen. Und so stieß ich an zentraler Stelle, zwischen "Augen" und bei Pfeilen auf folgendes Emblem:

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Das Emblem besteht aus drei konzentrischen Kreisen. Im innersten, verteilt
zwischen die Schenkel eines Andreaskreuzes, sind die Buchstaben „INRI“ zu
erkennen, im zweiten Kreis die verschlüsselten, lateinisch anmutenden
Worte „DAGIRAM ADAM TE“. Im äußersten Kreis ist zu lesen
„ALGAR ALGASTNA AMRTET“.

In der Hoffnung, daß mir ein Sprachkundiger dieses übersetzen könnte, wandte ich mich an die Bibliothek in Wolffenbüttel. Von dort erhielt ich den Hinweis, es handele sich hier um einen Ausschnitt aus einer Rembrandt-Radierung, die im Amsterdamer Rejksmuseum hänge. Das darin enthaltene Kryptogramm sei noch nicht entschlüsselt, man vermute, es sei ein Anagramm.

Der Göttinger Germanist Professor Albrecht Schöne hat es in seinem Faustkommentar von 1994 wie folgt gedeutet: „INRI“ steht für den Text der Kreuzestafel „Jesus Nazarenus Rex Judaeorum“ („Jesus von Nazareth König der Juden“), „DAGERAM ADAM TE“ steht für „Adam Te Adgeram“ („Mensch, ich (Christus), werde Dich hinführen“ (zu Gott)) und „ALGAR ALGASTNA AMRTET“ für „Tangas Larga Latet Am(o)r“ Berühren magst Du vieles, verborgen bleibt die Liebe“ (Gottes)).

Daß mein Bild "zufällig" Träger einer so großen Botschaft war, beglückte und erschreckte mich zugleich.

In den Jahren 2007/8/9 ging es mir gesundheitlich sehr schlecht. Es erreichten mich auch in dieser Zeit die Einladungen des Künstlerbundes Schwäbisch Hall, zu dessen Mitgliedern ich seit 2005 gehöre. Ich war etwas deprimiert, keine Kraft zum Arbeiten zu haben. Zu meinerGenesung trug entscheidend bei, daß ich täglich mit dem Hund und oft mit den Kindern unserer Tochter und immer mit dem Fotoapparat lange Spaziergänge zu einem See machte, der mir immer vertrauter und zu "meinem" See wurde. Und ich merkte, wie mein Sehen weiter geschärft wurde.

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Natürlich machte ich nicht nur diese Aufnahmen vom immer gleichen Standpunkt aus, sondern entdeckte viele Schönheiten am See und an den zu- und wegführenden Bächen.

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Das "Schönheiten -Sammeln" wurde mir zum Höhepunkt meiner Tage und ich dehnte es aus auch auf die Baustellen,
die in diesem Bereich für eine Umgehungsstraße sorgen sollten.

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Kleinste Schönheit entdeckte ich an alten, verblühten Rosen, deren Stacheln.
Ich löste diese von ihren Stengeln ab, reinigte sie und "spielte" mit ihnen:

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 Im Frühjahr 2010 lud unser Freund Gunter König mich ein, meine Arbeitenin seinem „Kunstraum S.A.L.Z.“ auszustellen. Ich stellte die Ausstellung unter das Thema "Im konzentrierten Spiel Energie erleben" und bot eine Auswahl aus 20 Jahren Kunstschaffen an. Obwohl die Ausstellung über die gut besuchte Vernissage hinaus nur wenig wahrgenommen wurde, war sie für mich ein Erfolg: Ich lernte (via Internet!) eine junge Theologin aus Tübingen, Frau Dr. Anne Käfer kennen, die sich mitten in ihrem Vikariat befand, kurz vor ihrer Habilitation stand und die trotzdem gerne bereit war, mit einem Vortrag in meine Ausstellung einzuführen. Das Thema ihrer Dissertation „'Die wahre Ausübung der Kunst ist religiös'. Schleiermachers Ästhetik im Kontext der zeitgenössischen Entwürfe Kants, Schillers und Friedrich Schlegels“, die in Tübingen erschienen war, hatte mich auf sie aufmerksam werden lassen. Schon allein um dieser außerordentlichen Begegnung willen hat sich für mich „der Aufwand gelohnt“.

Als mich während dieser Ausstellung die Nachricht aus meinem Künstlerbund erreichte, ich könne im Herbst 2010 in mehreren Räumen des Crailsheimer Spitalmuseums ausstellen, griff ich sofort freudig zu. Und ich fand dort in der Kapelle einen idealen Ausstellungsort für meine großformatigen Collagen. Frau Claudia Scheller-Schach (MA) führte einfühlsam in die Ausstellung ein.

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Im April 2019 konnte ich in den Büroräumen der neu erbauten Firma unseres Schwiegersohnes, miku-natursteine, erstmals eine große Retrospektive mit Werken aus den letzten 35 Jahren zeigen. Die Vernissage mit mehr als 100 Gästen war ein außergewöhnliches Erlebnis.

Retrospektive Miku 2019        Vernissage miku 19 04 06 05 a   Midissage Mai 2019